Keine Planung von Eisenbahnstrecken kann den Anspruch haben, weitsichtig
genug zu sein, um alle zukünftigen Entwicklungen vorauszusehen und
angemessen einzufangen. Dies ist schlicht unmöglich. Wer solches fordert,
kann dem komplexen Problem "Eisenbahnplanung" in keiner Weise gerecht werden.
So waren die grossen Fernverkehrslinien Deutschlands bis zum Beginn des
zweiten Weltkriegs traditionellerweise eher auf die Ost-West Richtung ausgerichtet,
was sich nach dem Kriege schlagartig änderte. Diese Entwicklung war
unmöglich vorauszusehen.
Im Nachhinein ist es immer einfach, Fehler zuzuordnen und klarzustellen,
was man besser hätte tun sollen. Trotzdem soll dies für Baden
stichwortartig geschehen, wobei auch diese Wertung nicht unabhängig
von persönlichen Einschätzungen ist:
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Zu steil trassierte Höllentalbahn; die Finanzlage Badens bezüglich
des Eisenbahnbaus in den Jahren des Höllentalbahnbaus war beschränkt;
es bleibt aber die Frage, ob die eingesparten Gelder nicht längst
durch den aufwändigeren Betrieb sowie den Umbau in den dreissiger
Jahren aufgezehrt worden sind.
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Elektrifizierung nur bis Neustadt; bis heute ist es nicht möglich,
durchgängige Züge zwischen Donaueschingen und Freiburg elektrisch
zu fahren; der Grossversuch von 1936 hätte von Vorteil bis Donaueschingen
verlängert werden sollen.
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Trassierung der hinteren Höllentalbahn; ebenso wie beim Bau
der Nebenbahn nach Bonndorf versuchte man, soviele Dörfer wie möglich
anzuschliessen, was heute den Betrieb erschwert und die Fahrzeiten verlängert.
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Schmalspurbahn Zell - Todtnau: Der Weiterbestand von Schmalspurbahnen
war in Deutschland in den Jahrzehnten nach dem Krieg besonders kritisch;
Zwar ermöglicht diese Betriebsform wesentlich günstigere Trassierungen
- der Preis dafür ist ein unumgänglicher Umsteigebahnhof für
Personen und Güter gleichermassen.
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Zuviel Geld in vermeintlich strategisch bedeutsame Projekte (vgl. die drei
Abschnitte der Strategischen Bahnen, insbesondere Fahrnau - Hasel und Lausheim-Blumegg
- Zollhaus-Blumberg). Diese drei Bahnstrecken schlossen aus militärstrategischen
Gründen Landkreise ans Netz an, welche seit jeher strukturschwach
und wirtschaftlich praktisch bedeutungslos waren. Selbst für ihre
eigentliche Bestimmung waren sie nur von geringer Bedeutung, wobei man
sich überhaupt über die Nutzungsmöglichkeit von vorausgeplanten
Zuführungslinien im Kriegsfall fragen muss, bei der grundsätzlichen
Unberechenbarkeit von Kriegen. Allerdings muss klargestellt werden, dass
hier der Fehler nicht bei Baden sondern beim Reich lag, von dem ja die
Intention zum Bau ausging. Jedenfalls verdanken die Eisenbahnfreunde heutiger
Zeit der Planung jener Tage eine der bekanntesten Museumsbahnen Europas!
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