Die Wehratalbahn von Schopfheim nach Säckingen wurde gleich wie
die "Sauschwänzlebahn"
Weizen - Blumberg - Hintschingen aus militärischen Gründen gebaut.
Die drei Linien (hinzu kommt noch ein kurzer Abschnitt zwischen Weil und
Lörrach) ergeben genaugenommen erst zusammen einen Sinn. Wie im Wutachtal
wurde auch hier ein Landstrich mit einer Bahn versehen, der wohl - wenn
überhaupt - erst später einen Anschluss ans Bahnnetz gefunden
hätte. Wie die anderen beiden Abschnitte der Strategischen Bahn in
Baden war die eingleisige Wehratalbahn durchgängig für den Einbau
des zweiten Gleises vorbereitet (Unterbau ohne Brückenträger),
was an der doppelten Breite von Dämmen, Einschnitten, Brückenwiderlagern
und Tunnel ersichtlich ist. Die Strecke durchs Wehratal war noch vor dem
ersten Weltkrieg zu Versuchszwecken elektrifiziert worden, wie auch die
sich anschliessende, einst von privaten Unternehmern gebaute Wiesentalbahn.
Diese verkehrsmässig unbedeutende Strecke war also eine der ersten
mit elektrischem
Betrieb in Deutschland.
Die kurze Verbindung Weil (früher Leopoldshöhe) - Lörrach ist der einzige Abschnitt der Strategischen Bahnen in Südbaden, der noch heute planmässig befahren wird (hinzu kommt noch die untere Donautalbahn auf ehemals württembergischem Gebiet): Auch die DB AG kann auf die Abkürzung vom Rhein- ins Wiesental unter Umfahrung Basels nicht verzichten. 1996 wurde deswegen sogar der Tüllinger Tunnel renoviert. Bei einem Augenschein am früheren Bahnhof Wehr (Baden), an der Wehrabrücke, dem ehemaligen Bahnhof Hasel und dem südlichen Portal des Fahrnauer Tunnels im Januar 1999 zeigte sich der allgemein schlechte Zustand der Bahnstrecke. Die Wehrabrücke befindet sich in einem desolaten, baufälligen Zustand und darf nicht mehr befahren werden. (Inzwischen fehlen auch die Gleise). Die Gleise sind an vielen Orten völlig zugewachsen, manchmal haben ganze Bäume den Weg durch Schotter und Schwellen gefunden. Das ehemalige Bahnhofsgebäude von Hasel, direkt am südlichen Portal des einstmals drittlängsten Tunnels Deutschlands gelegen, ist im Vergleich zu anderen Hochbauten dieser Strecke in einem recht guten äusserlichen Zustand und beherbergt heute eine Art Jugendverein. Von den abgebauten Fahrleitungsanlagen waren keine Fundamente mehr zu finden. Einzig ein „vergessenes“ Warn-Schild am Güterschuppenanbau des Bf Hasel erinnert noch an die einst verstromte Strecke. Auch der Fahrnauer Tunnel befindet sich in einem baufälligen Zustand, die Tunnelröhre ist feucht und nass. Teilweise ist die Ausmauerung zerstört. Vom Fahrzeugpark blieb eine hier eingesetzte badische Uralt-Elektrolok bis in die sechziger Jahre in Berlin erhalten, daneben zwei Vertreter der einst fürs Wehratal typischen Baureihe E 71 ein Exemplar der ebenfalls hier eingesetzten Reihe E 32 im Museumslokpark der DB AG sowie ein Triebzug der Baureihe ET85. Eine sehr empfehlenswerte und informative Internetseite mit zahlreichen historischen Aufnahmen haben die Eisenbahnfreunde Wehratalbahn über ihre Strecke gestaltet, ein Besuch lohnt sich, einige Foto auf dieser Seite wurden von dort übernommen (Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.) Schiene oder Strasse?
Einige grundsätzliche Gedanken zu stillgelegten Bahnstrecken und Verkehrspolitik,
am Beispiel Wehratal- und Bonndorferbahn, folgen auf dieser Seite (u.a.
Fotos vom Teilabbau der Wehratalbahn).
Weiterführende Literatur:
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Die eigenen sechs Aufnahmen enstanden im Januar 1999.
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links: Im Bahnhof Schopfheim herrscht um 15.45 Uhr noch reger Betrieb.
Gleich zwei Züge setzen sich um diese Zeit in entgegengesetzte Richtungen
in Bewegung.
rechts: Blick aus dem südlichen Tunnelende des Fahrnauer Tunnels;
er ist über 3100 Meter lang.
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links: Gleisseite des Bahnhofes Wehr, die Natur hat die Schienen
längst zurückerobert.
rechts: Dieser altertümliche Kohlenkran war im Bahnhofgelände
Säckingen zu entdecken, dem südlichen Endpunkt der Wehratalbahn.
Daneben ein "vergessener" Fahrleitungsmast - Erinnerung an die einst elektrifizierte
Bahnstrecke.
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links: Oberes Widerlager der Wehrabrücke unweit des Bahnhofes
Wehr
rechts: Die Brücke samt Geländer stammt aus dem Jahr 1890
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Dampfloks waren auf der Wehratalbahn ab 1913 nur in Ausnahmefällen anzutreffen; hier führt die T3 der Museumsbahn Kandertal ihren Sonderzug über die Wehrabrücke. Aufnahme Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.
ET 85 nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Wehr auf dem Bahndamm vor
der Wehrabrücke.
Aufnahme von R. Gerber
Am 17. Mai 2003 war im Albboten folgende Posse zur Wehrabrücke zu lesen: In diesen Tagen machten sich Brückenbautrupps der DB AG an der Brücke zu schaffen, scheinbar ohne zu wissen, dass die ganze Brücke unter Denkmalschutz steht. Dabei begann man mit der Demontage von Schienen und Geländern. Diese historischen Geländer fanden rege Nachfrage bei Schrebergartenbesitzern, an die sie teilweise verschenkt wurden; nachdem man sich vom Denkmalschutz überzeugt hatte, schaltete man gar die Polizei ein, um die verschwundenen Geländer abermals aufzuspüren; ein solches Geländer wurde schliesslich im Bf Lörrach einem "glücklichen Besitzer" wieder abgenommen... |
Relikte aus der Zeit der Grossherzoglich Badischen Staatsbahn: Bei
der Dampflokomotive handelt es sich um die letzte bad Xb, welche durch
Zufall bei einem belgischen Schrotthändler erhalten blieb. Bei der
DB schied die letzte Lok dieser Baureihe (92.2) schon 1966 aus dem Dienst.
Die Lokomotive weist noch das charakteristische Dampfsammelrohr auf, ist
aber in desolatem Zustand. Zur Zeit befindet sie sich im Eisenbahnmuseum
Neustadt/Weinstrasse der DGEG. Dahinter der zweiständige ehemalige
Lokschuppen des Bf Säckingen, ebenfalls aus der Länderbahnzeit.
Aufnahme mit freundlicher Genehmigung von W. Hug